Interview mit den drei Weiberpräsidentinnen, geführt von Anja Schneider, Anna-Karoline Schneider und Corinna Hülsmann, Dezember 2013
Es ist ein schöner Sonntagnachmittag im Advent und wir sitzen bei Sabine Schaller in der guten Stube. Ingrid Opper und Krista Hauck sind auch da, so dass wir bei leckerem Tee, Kaffee und Kuchen direkt ins Plaudern kommen.
Kreppelzeitung: Sagt mal Ihr drei, wie kam das damals eigentlich zur ersten Weibersitzung?
Krista: 1966 gab es die KG 20 Jahre und zu diesem Jubiläum haben einige Frauen eine Schleife gestickt. Dabei kam uns dann die Idee, man könnte doch einen Weiberelferrat gründen. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, das kam bei den Männern überhaupt nicht gut an. Unsere Mizzi (Maria Jung) hat dann gesagt: „Wir machen das einfach!“ Und so gab es das erste Weiberkomitee. Eine Sitzung hatten wir nicht, dafür haben wir die Dekorationen gemacht und durften an der großen Sitzung hinter dem Elferrat sitzen.
Sabine: Im Grunde war es ein Vorstandsbeschluss, dass es ab sofort eine Weibersitzung geben soll. Astrid Trier hat dieses Thema damals auch mit voran gebracht. Im Februar 1990 gab es dann die erste Weibersitzung, mit Krista als Präsidentin.
Krista: Wir waren zu diesem Zeitpunkt immer noch dieselben Damen, wie schon 1966. Einige Damen verließen uns, andere kamen hinzu und so hat sich dann das Weiberkomitee neu geformt.
Kreppelzeitung: Das ist alles unglaublich interessant, da könnte man schon fast über die erste Frage eine ganze Seite verfassen. Uns würde interessieren, was Eure ersten Kostüme auf unserer Weibersitzung waren.
Krista: Bei mir war das ein ganz klassisches Outfit. Eine elegante schwarze Hose, weiße Bluse, darüber eine goldene Weste und mein weißes Komiteemützchen.
Ingrid: Ach du liebe Zeit, das weiß ich nicht mehr.. (lacht)
Sabine: Aber ich, ich weiß es noch! Du hattest ein weißes Hemd und eine schwarze Hose an.
Ingrid: Stimmt, ich war Mafiosi.
Sabine: Das war ein Abend, die Stimmung war schon vor der Sitzung grandios und dann, als es endlich los ging, gab es kein Halten mehr. Das war vorher nie so. Ich habe damals eine goldschwarz gestreifte Hose, Oberteil und einen großen schwarzen Hut getragen. Ich war ein Gondolieri und habe das „knallrote Gummiboot“ gesungen.
Kreppelzeitung: Man merkt immer noch so richtig Eure Begeisterung! Wie lange habt Ihr das eigentlich gemacht?
Ingrid: Ich bin jetzt schon seit 2006 Präsidentin, das sind 8 Jahre. Es kommt mir überhaupt nicht so lange vor.
Sabine: Bei mir waren es genau 11 Jahre. In meinem elften Jahr wurde ich dann auch zur Ehrenpräsidentin ernannt.
Ingrid: Da muss ich noch ein paar Jährchen durchhalten. (lacht)
Sabine: Wir Frauen haben immer um unseren Stellenwert kämpfen müssen und genau diesen müssen wir erhalten!
Krista: Das stimmt. Ihr Frauen müsst viel mehr hochgehoben werden! Ich habe von 1972 bis 1983 das damalige Komitee geführt und ab 1990 war ich für 5 Jahre Präsidentin der Weibersitzung.
Sabine: Ich weiß noch, früher wurde das Weiberkomitee nie an der Eröffnung offiziell vorgestellt, ich habe dafür erbittert gekämpft. Alexander Trier war damals Präsident, ich sagte ihm, „Wenn ich das mache, läuft das alles anders“ und so war es dann auch, das Weiberkomitee wurde fortan an der Eröffnung vorgestellt.
Kreppelzeitung: Das ist für uns heute alles so selbstverständlich und Ihr habt so hart dafür gekämpft, dass wir heute so feiern können, wie es uns gefällt. Wo seid Ihr eigentlich noch so „nebenbei“ aktiv gewesen?
Ingrid: Oh je, ob mir das alles noch einfallen wird. Bei den Usanixen, da war ich Mitbegründerin, Büttenrednerin auf der großen Sitzung und Weibersitzung. Ich habe das Korsettgeschwader mit gegründet, bei den Hexen bin ich auch mal eine Zeit lang beim Umzug mitgelaufen, ich war in verschiedenen Gesangsgruppen, außerdem bin ich Vorstandsmitglied und natürlich Präsidentin der Weiberfastnacht.
Krista: Mit 15 Jahren bin ich in die große Prinzengarde gekommen, damals gab es in Ober-Mörlen nur einen Verein. Außerdem war ich einmal Prinzessin.
Ingrid: Siehst Du, Prinzessin war ich nie. Ich wollte auch immer mal als Prinzessin da oben auf der Bühne stehen.
Krista: Na dann auf, das war eine echt schöne Zeit. Aber ich stand auch 36 Jahre in der Bütt. Habe eine Zeit lang das Männerballett trainiert. Im Fanfarenzug habe ich zwar nie mitgespielt, aber ich war Mitbegründerin und im Hintergrund aktiv.
Sabine: Oh ha, also jetzt geht’s los (lacht), das könnte einen Moment dauern. Ich habe alle Garden durchlaufen, war Kinder-Büttenrednerin und in der Kindergruppe „die Rollis“. Auf der Kindersitzung habe ich zur Eröffnung den Prolog gehalten. Ich war die Miss Fastnacht. Außerdem Prinzessin und als kleines Mädchen auch mal Page. Genauso wie Ingi bin ich Mitbegründerin der Usanixen und des Korsettgeschwaders. Ich war 11 Jahre Präsidentin der Weiberfastnacht, Büttenrednerin auf der großen Sitzung und der Weibersitzung, Chefin der Wilden Weiber und habe bei FDH und den Hallenfegern mitgemacht. Heute trainiere ich noch Mörlau TV.
Außerdem bin ich seit 20 Jahren im Vorstand und natürlich aktuell die erste Vorsitzende der KG.
Kreppelzeitung: Wow, Ihr habt über die Jahre hinweg wirklich viel erlebt und mitgemacht!
Ingrid: Das war damals, als die Weibersitzung noch in den Kinderschuhen steckte, auch nicht anders möglich. Es waren am Anfang noch nicht so viele Gruppen, da wurde dann schon mal schnell eine neue Truppe gegründet und da haben dann alle mitgemacht, die mitmachen konnten und wollten. Nur so konnten wir eine Sitzung füllen.
Sabine: Ein paar dieser Gruppen gibt es ja heute noch, so wie zum Beispiel das Korsettgeschwader.
Kreppelzeitung: Sagt mal Ihr drei, wie wird man eigentlich Präsidentin der Weiberfastnacht? Habt Ihr Euch beworben? Oder wie war das?
Krista (lacht): Ich war die, die am besten quatschen konnte. Man muss das Herz am richtigen Fleck haben. Alles muss von Herzen kommen, das sieht man in allem, im Lächeln, im Verhalten und im Reden.
Sabine: Bei mir war es derselbe Grund. Ich konnte schon immer gut reden und brachte auch die nötige Erfahrung mit, so war ich gleich engagiert. Ich muss dir da Recht geben, Krista, um so einen Job machen zu können, brauchst du das Herz am richtigen Fleck.
Ingrid: Ja, das Herz muss am richtigen Fleck sein, aber man muss auch reden können und darf keine Angst vor Leuten haben. Tja, reden kann ich ja auch ganz gut, wie man weiß! Vielleicht muss ich dann doch noch einmal Prinzessin werden!
Unsere drei Präsidentinnen schauen sich an und lachen.
Kreppelzeitung: Wenn man das so hört, befürchten wir fast, dass die nächste Frage den Rahmen sprengen könnte. Wie sieht es denn mit Euren persönlichen Highlights aus? Da gibt es bestimmt Unzähliges zu berichten.
Krista: Es war immer toll! Nicht so stressig, wie sonst der Alltag, und der Zusammenhalt untereinander war großartig. Wenn Frauen allein sind, dann ist die Begeisterung da! Bei Frauen kommt das alles von Herzen und das merkt man auch!
Sabine: Mein Highlight war die Weibersitzung! 11 Jahre, jedes Jahr wieder. Wenn man so sieht wie das Publikum mitgeht! Diese Stimmung, die bekommt man nur richtig mit, wenn man auf der Bühne steht.
Das Andere ist auch alles schön, den Umzug mag ich auch gern,
aber es ist die Weibersitzung! Dort hinein stecke ich meine Konzentration. Wenn man dort oben steht und auf die knapp 400 kostümierten Frauen blickt, das ist einfach wunderbar. So bunt wie die Kostüme, so bunt ist der Kopf.
Sabine: Eigentlich gab es in all den Jahren nur Highlights für uns.
Kreppelzeitung: Das stimmt, die Weibersitzung ist jedes Jahr immer wieder ein Highlight! Und das seit 25 Jahren! Wie hat sich Weiberfastnacht eigentlich so von früher zu heute verändert?
Ingrid: Früher hatten die Menschen einfach nicht so viele Termine. Es wird heute immer schwieriger, alles unter einen Hut zu bekommen.
Krista: Jede Generation muss für sich das Passende finden. Früher war der Zusammenhalt besser. Aber man hatte ja nicht so viel, da war man froh, dass man mal rauskam.
Kreppelzeitung: „Rauskommen“ ist das richtige Stichwort. Seid Ihr denn auch mit Eurem Komitee außerhalb von Fastnacht unterwegs?
Ingrid: Wir treffen uns einmal im Monat, dann gehen wir schön essen oder sitzen einfach nur mal zusammen und quatschen ein bisschen. Immer im August haben wir unser jährliches Grillfest und dann fahren wir auch noch auf unseren traditionellen Ausflug. Wir waren schon in Köln auf dem Weihnachtsmarkt, aber auch mal in der Taunus Therme zur Entspannung.
Krista: Für uns waren früher Ausflüge einfach zu teuer, wir hatten nicht so viel Geld. Dafür haben wir uns jeden Monat bei einer anderen Dame getroffen. Das waren unsere Geiertreffen. Da haben wir dann Kostüme genäht, gequatscht und Partys gefeiert. Bei jedem Treffen haben wir ein paar Mark in ein Sparschwein geworfen und so haben wir dann am Ende des Jahres, vor der neuen Kampagne, unsere Kostüme bezahlt.
Sabine: Wir, mein altes Komitee und ich, fahren immer noch jedes Jahr auf unseren traditionellen Ausflug. Am besten war es damals zu meinem 40. Geburtstag. Sabine Sens hat mich abgeholt und an den Flughafen gefahren und als wir da so saßen, kamen meine Mädels nacheinander zu uns. Wir sind an dem Tag gemeinsam für ein Wochenende nach London geflogen. Das war so eine tolle Überraschung!
Kreppelzeitung: Was ist denn eigentlich Euer Lieblingsgetränk an Fastnacht?
Ingrid: Ich bin da ganz klassisch, Sekt! Pur oder auf Eis!
Sabine: Na, die Antwort kann ich Euch kurz und knapp geben, Sekt! Und zur späteren Stunde auch mal ein Hütchen.
Krista: Ich trinke gerne Wein, am liebsten weißen, zumindest solange wir bei den Sitzungen am Tisch sind. Aber anschließend darf es gerne auch mal ein Hütchen an der Bar sein.
Kreppelzeitung: Ich glaube da sind alle Frauen ähnlich gestrickt. Sekt gehört einfach zur Fastnacht dazu, so wie für manche Fastnachter bestimmte Rituale dazu gehören. Habt Ihr so etwas auch? Vor Eurer Sitzung, bevor es so richtig los ging/geht?
Sabine: Ich habe immer schon am Donnerstag Urlaub genommen, den Tag dann ruhig angehen lassen und mich mental auf den Abend vorbereitet. An Weiberfasching bin ich morgens dann immer noch einmal in die Halle gefahren, da habe ich die leere Halle auf mich wirken lassen und alles noch einmal gecheckt.
Ingrid: Oh ja, ich brauche auch immer viel Ruhe vor der Sitzung, mindestens 2-3 Stunden gehe ich noch einmal in mich. Der Donnerstag und Freitag sind bei mir in der Urlaubsplanung seit 20 Jahren mit dabei. Meine Reden und Texte schreibe ich meistens erst in der Fastnachtswoche, kurz vorher.
Krista: Ich habe keine Ruhe gebraucht, ich brauchte Action! Meine Reden habe ich immer mit allem Drum und Dran vor dem Spiegel geübt. Man kann auf der Bühne so gut sein wie man will, wenn das Publikum nicht mitgeht, hast du verloren. Darum suchte ich mir während der Sitzung immer einen Tisch aus, von dem ich wusste, dass die Damen gerne mitmachten.
Kreppelzeitung: Spannend, was man alles so machen kann um sich auf eine Sitzung vorzubereiten. Aber es ist ja nicht immer nur Sonnenschein, sondern auch viel Arbeit. Würdet Ihr das Amt der Präsidentin eigentlich noch einmal machen?
Krista: Immer wieder, obwohl meine schönste Zeit eigentlich mein Prinzessinnenjahr war. Beides war sehr schön!
Ingrid: Immer wieder! Ich würde es jeder Zeit genau so wieder machen!
Kreppelzeitung: Das klingt alles so toll, da bekommt man richtig Lust auch einmal da oben zu stehen! Kommen wir nun zum Ende des Interviews. Möchtet Ihr noch ein letztes Wort an unsere Frauen da draußen richten?
Ingrid: Liebe Weiber von Mörlau, feiert weiter so, wie der Sinn und das Herz es Euch sagen.
Sabine: Ihr Frauen, macht so weiter! So wie Euch das Herz in der Brust schlägt. Damit unsere schöne Tradition nie verloren geht.
Krista: Ich schließe mich an, macht weiter so, wie bisher!
Kreppelzeitung: Vielen Dank für Eure Zeit und Eure ehrlichen Worte.
Unser Interview geht hier zu Ende, da wir leider nicht genug Seiten haben, um alle schönen Erinnerungen unserer drei Präsidentinnen abzudrucken. Wir hatten einen sehr schönen Nachmittag und haben viel erfahren über aktuelle Themen des Weiberkomitees, die Entstehung der Weiberfastnacht und den Kampf, den unsere Damen gefochten haben, damit wir heute unsere geliebte Weiberfastnacht so feiern können, wie wir sie seit 25 Jahren immer wieder hochleben lassen.
Unser ganz persönliches Highlight an dem Tag waren diese drei wunderbaren Frauen, mit denen wir ein paar Stunden verbringen durften.
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